Das Projekt 15/75

Eine Begegnung zwischen Jung und Alt

Start und Entwicklung des Projekts


Das Patenschaftsprojekt 15/75 wurde 2010 vom Kreisseniorenrat Lbg. mit dem Ziel, einen Dialog zwischen Jung und Alt herzustellen, ins Leben gerufen.

Beteiligt an diesem Projekt sind derzeit zwei Realschulen sowie zwei Seniorenheime in Bietigheim-Bissingen. 2015 schloss sich eine weitere Gruppe 15/75 an, in Kooperation mit dem Kleeblattheim und der Realschule Markgröningen unter der Projektleitung von Inge Kaminski. In den Realschulen ist das Schulfach Soziales Engagement (SE) im Lehrplan der achten Klasse integriert, indem die Schüler und Schülerinnen 20 bzw. 25 Stunden soziales Engagement in verschiedenen Einrichtungen ihrer Wahl einbringen müssen.

Das Patenschaftsprojekt 15/75 ist eine Option mehrerer Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler, ihr soziales Engagement praktisch auszuüben, jedoch mit einer kleinen Abweichung der sonst üblichen Regelung des SE: der Fokus ist bei diesem Projekt auf Begegnung und Beziehungsaufbau mit einem, dem Schüler oder Schülerin vermittelten Senior oder Seniorin, ausgerichtet und daher in einem festen zeitlichen Rahmen von Januar bis August eingebettet. Die vom Schüler oder Schülerin einzubringenden Stunden (20/25) sind davon nicht betroffen. 
Die erfolgten Besuche des Schülers und Schülerin werden von dem vermittelten Senior bzw. Seniorin auf einer Laufkarte abgezeichnet, so dass der Schüler oder Schülerin jederzeit kontrollieren kann, in welchem zeitlichen Rahmen er oder sie die Besuchsstunden eingebracht haben. 


Ergänzt wird die praktische Phase des Projekts mit acht Gesprächsrundenterminen von jeweils einer Stunde.
Während dieser Zeit werden zusätzliche altersspezifische Lerninhalte vermittelt:

  • Hausführung der jeweiligen Einrichtung
  • Umgang mit dem Tod von Bewohnerinnen und Bewohnern in stationären Einrichtungen
  • Was ist Demenz
  • Selbsterfahrungseinheit im Altersanzug
  • Informationen über die Berufsbilder in der Altenpflege

 

Bei den jeweiligen Begegnungen ist eine Lehrkraft sowie ein Ansprechpartner/in der Einrichtung anwesend.

Zum Ende des Projekts 15/75 erfolgt dann in einer Gesprächsrunde ein Erfahrungsaustausch aller Beteiligten. In diesem Gespräch wird dann deutlich, inwieweit sich die Paare auf Augenhöhe begegneten und wie sie ihre gemeinsame Zeit in Form von vereinbarten Aktivitäten verbrachten. Gemäß den Schulvorgaben erstellen die Schüler und Schülerinnen einen schriftlichen Erfahrungsbericht, der vom Kreisseniorenrat Lbg. in einem begleitenden Buch als Dokumentation zusammengestellt und veröffentlicht wird.

Alle am Projekt 15/75 Beteiligten treffen am Ende der Projektphase zu einer öffentlichen Abschlussveranstaltung zusammen, welche durch die örtliche Presse begleitet wird. Diese ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts 15/75, dabei erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat und einen Qualipass vom jeweiligen Bürgermeister des Ortes, 
der auch in der Regel die Schirmherrschaft des Projekts übernommen hat. Zudem ist dies die Plattform für die notwendige Wertschätzung für das geleistete, soziale Engagement.
Neben der Zertifikatsübergabe gibt es, auf Initiative des Kreisseniorenrats Lbg., eine gesonderte Ehrung für einige Schüler und Schülerinnen für ein herausragendes soziales Engagement in Form einer Urkunde.

Das Ergebnis der Kooperation des Projekts 15/75 ist aus verschiedenen Blickwinkeln zu bewerten:

Neben dem Kennenlernen von gesellschaftlich relevanten sozialen Aspekten stehen für die Schülerinnen und Schüler das Erlangen und Weiterentwickeln von sozialen Kompetenzen im Vordergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen sich selbständiger zu organisieren und den Umgang mit Menschen, welche altersbedingte Einschränkungen in ihrem Alltag hinnehmen müssen, zu akzeptieren. Zudem gibt es trotz unterschiedlicher generationsbedingter Sozialisierungshintergründe die verschiedenen Phasen eines Kontaktaufbaus zu durchlaufen.
Hierbei können Fähigkeiten wie Empathie, Sensibilität, Akzeptanz und Durchhaltevermögen trainiert werden. Ganz nebenbei erhalten die Schüler und Schülerinnen Einblicke in pädagogische, therapeutische und pflegerische Berufe, die möglicherweise zur späteren Berufswahl beitragen können.
In dieser Lage entstehen Anreize für einen wechselseitigen Austausch von Jung und Alt.
Wenn sich Fachkenntnisse und andere Ressourcen für gemeinsame Ziele kombinieren lassen und so jeweils Entwicklungen angestoßen werden, hat das wichtige gesellschaftliche Funktionen: Die einen fügen sich in die sozialen und ökonomischen Kreisläufe ein, die anderen bewahren sich davor, vollständig ausgegliedert zu werden. 

Darüber hinaus erhalten die Schüler und Schülerinnen, die das soziale Engagement durchlaufen haben, ein Zertifikat und können somit ihren persönlichen Werdegang „aufpolieren“ und auf diese Weise ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.  

Die bei unserem Projekt beteiligten Senioren und Seniorinnen haben die Möglichkeit, eine Beziehung mit dem Schüler oder Schülerin aufzubauen und zu gestalten. Sie können Erfahrungswissen weitergeben und sind somit Zeitzeugen indem sie historische Zusammenhänge als persönliche Lebensgeschichte gegenüber den Jugendlichen erfahrbar machen.  Im Zusammenwirken zwischen Jung und Alt werden altersbedingt eingeschränkte individuelle Bedarfe und Bedürfnisse durch unterschiedliche aufeinander abgestimmte, selbständig ausgewählte Aktivitäten, wie zum Beispiel Vorlesen oder Spazierengehen, etwas kompensiert. 

Aus kommunaler Sicht ist die Ausübung eines Ehrenamts in Verbindung mit einem sozialen Engagement, insbesondere bei Jugendlichen, ein persönliches Anliegen.